INHALT

„Die Realität ist scheisse aber die Grafik ist geil.“
Das war ein Spruch in meiner Jugend. Damals saßen wir an unseren Rechnern und hatten dort unseren Spaß.
Beim Bekriegen, um die Wette fahren oder rumballern.
Ich habe mich damals nicht gefragt, warum Computerspiele für uns so anziehend
waren und Müll raus bringen, abwaschen oder in die Schule gehen nicht. Wir hatten einfach eine gute Zeit. Aber das hat sich geändert.
Heute kann jeder der Held in seinem eigenen Spiel sein.
Und die Menschen um sich herum sind Mitspieler oder Konkurrenten.
Spielen ist in der Realität angekommen.
Wie ändert das unsere Art zu arbeiten, Sport zu treiben oder kreativ zu sein?

aus dem Exposé zu WIN WIN

SYNOPSIS


Gamification bezeichnet die Übertragung von Erkenntnissen und Elementen aus dem Games-Bereich in spielfremde Alltagsprozessen mit dem Ziel, mühsame und arbeitsreiche Tätigkeiten als Spiele erleben zu lassen. Dadurch sollen Motivation und Leistung gesteigert werden.
Im Dokumentarfilm WIN WIN behandelt Friedrich Rackwitz das Thema Gamification aus drei unterschiedlichen Perspektiven: Rackwitz nutzt in einem mehrmonatigen filmischen Selbstversuch eine Fitness-App, die ihn mit spielerischen Elementen dabei unterstützen soll, „den inneren Schweinehund“ zu überwinden und echte Trainingserfolge zu erzielen.
Aus einer beobachtenden Perspektive begleitet der Filmemacher die Entwicklung einer Gamification App, die Servicetechnikern bei der Firma Bosch dabei helfen soll, mehr Freude und Produktivität in ihre Arbeit zu bringen.
Mit Hilfe eines Schauspiellehrers und realen Berichten von Uber Fahrern erarbeitet Rackwitz ein anschauliches und verdichtetes Bild, wie die spielerisch aufgebaute App Menschen motiviert, sich selbst auszubeuten.
Mit eigenen Gedankenspielen, ExpertInnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und der Games-Entwicklung entsteht dabei ein multiperspektivischer Blick auf spielerische Prozesse, die zunehmend unbewusst und allgegenwärtig unser Denken und Handeln beeinflussen.
Der Film stellt dabei die provokative Frage: Wie programmierbar ist der Mensch?

TERMINE

© Andreas Rau

Premiere auf den Hofer Filmtagen

Vorstellungen am 3. 4. und 5. November 2011

© Andreas Rau

weitere Screenings

Dokfest Kassel am 20.11.22

Regiekommentar

„Träume sind nicht nur ein Ausdruck von Wünschen, sie sind auch der Ausdruck von Not. Wären wir im Paradies, müssten wir nicht träumen. Träume sind keine Utopien, es sind Heterotopien, also andere Orte, eine andere Wirklichkeit, die gleich neben der ersten Wirklichkeit liegt.“ (Alexander Kluge)

Wie ist es das eigene Leben als Spiel zu begreifen? Als Geschichte, deren Rahmenbedingungen wir nicht selbst festgelegt haben, aber dessen Ausgang wir vielleicht selbst bestimmen können? Und ich gehe davon aus, dass das beste was wir tun können, ist, die Verantwortung für unsere Handlungen und Ansichten zu übernehmen. 
Mit Win-Win forsche ich der Frage nach, auf welche Not Gamification die Antwort ist. Ist es wirklich so, dass unsere Welt langweilig, anstrengend und demotivierend ist? Und wir sie deshalb mit spielerischen Kontexten verbessern müssen? Oder haben die allgegenwärtige Präsenz spielerischer Kontexte überhaupt erst den Wunsch erzeugt permanentes Feedback, Anregung, Unterhaltung und Spaß zu haben?

# Ist das eigentlich ein Spiel, wenn man glücklich sein muss?
# Ist das wirklich die neue conditio humana: jeder Mensch will besser werden?
# Sind die Spieler unfreiwillig zu Puppen geworden, die ihr Selbstbewusstsein an die App abgegeben haben?
# Wo verläuft die (neue) Grenze zwischen Spiel und Realität?
# Gibt es eine Möglichkeit das (verlorene) Selbstbewusstsein wieder aufzubauen?
# Das ist kein Spiel, das ist die Wirklichkeit
# Wie muss die Welt gestaltet sein, damit wir sie gerne spielen?

Cast & Crew

© 2022 NEOS Film, FORTIS GREEN Film+Medien,

Bayerischer Rundfunk, Norddeutscher Rundfunk, Hochschule für Fernsehen und Film München